Bewerbung aus der Festanstellung: Muster, Fehler & Tipps

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Bewerbung aus der Festanstellung: Muster, Fehler & Tipps

Wer sich aus einer ungekündigten Stellung heraus um einen neuen Job bemüht, hat prinzipiell gute Karten. Angewiesen darauf, schnell die nächstbeste Stelle zu finden, ist ein solcher Bewerber nicht. Gleichzeitig sehen andere Arbeitgeber, dass der jetzige Arbeitgeber die Arbeit des Kandidaten schätzt. Allerdings ist in einem solchen Fall Diskretion gefragt. Der Wunsch nach einem neuen Job soll schließlich nicht am bisherigen Arbeitsplatz die Runde machen, bevor überhaupt ein neuer Job an Land gezogen ist.

Die folgenden Aspekte sind bei einer Bewerbung aus der Festanstellung wichtig – von den Merkmalen einer guten Bewerbung bis zur Frage nach dem aktuellen Arbeitszeugnis. Beispielhafte Muster-Formulierungen geben Anregungen für das Schreiben der eigenen Bewerbung.

Inhaltsübersicht:

Das macht eine gute Bewerbung aus der Festanstellung aus

Die Aussichten, aus einem laufenden Beschäftigungsverhältnis heraus einen neuen Job zu finden, stehen oft gut. Es gibt meist keinen Zeitdruck, was bedeutet, dass nur die Stelle angenommen wird, die den eigenen Erwartungen wirklich entspricht. Bewerber müssen dadurch weniger Kompromisse eingehen und fallen weich, wenn eine Bewerbung keinen Erfolg zeitigt.

Die Qualität der Bewerbung entscheidet darüber, wie gut die Chancen des Kandidaten stehen. Die einschlägigsten Erfahrungen und Kompetenzen nützen wenig, wenn die Bewerbung diese Qualifikationen nicht überzeugend herüberbringt. Die Grundlage einer guten Bewerbung ist, dass sie alle gewünschten Unterlagen enthält – also mindestens Anschreiben, Lebenslauf und wichtige Zeugnisse.

Sie ist außerdem maximal individuell verfasst. Nicht nur das Anschreiben wurde speziell für einen bestimmten Arbeitgeber geschrieben, sondern auch der Lebenslauf entsprechend angepasst. Das kann zum Beispiel bedeuten, andere Tätigkeiten bei bisherigen Positionen anzugeben oder aber bestimmte Erfahrungen zu nennen, weil sie für diesen Arbeitgeber interessant sind.

Den Wunsch nach einer Mitarbeit begründen

Eine gute Bewerbung lässt keine Fragen offen. Sie zeigt den Bewerber als fähig und motiviert. Entscheidend ist auch, den Wunsch nach einer Mitarbeit möglichst konkret zu begründen. Das muss glaubhaft formuliert werden. So oder so ähnlich könnte die Begründung klingen:

  • „Es war schon immer mein Wunsch, in den Bereich [Bereich] einzusteigen. Nachdem ich mehrere Jahre Erfahrungen mit der [Thema] sammeln durfte, strebe ich nun eine Stelle in der [Bereich] an. Da hatte ich sofort Ihr Unternehmen im Kopf.“
  • „An einer Mitarbeit bei [Firma] reizen mich nicht nur die Tätigkeiten. Von Bekannten, die bei Ihnen tätig sind, weiß ich, dass das Betriebsklima gut ist und es vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Das spricht mich an.“
  • „Auf der [Messe] haben wir ein interessantes Gespräch geführt. Ihre Ausführungen – besonders die Informationen über [Beispiel] und [Beispiel] – haben mich in meinem Wunsch bestärkt, als [Position] für Sie tätig zu werden.“

Nachvollziehbar sein sollten auch die Angaben über die eigenen Fähigkeiten. Listet der Kandidat einfach nur bestimmte angebliche Fähigkeiten auf, weiß der Personalverantwortliche noch längst nicht, ob das stimmt. Beispiele, etwa für Soft Skills, sind deshalb essenziell, damit die Bewerbung überzeugt.

So könnte das zum Beispiel klingen:

  • „Ich bin organisiert und gehe stets strukturiert vor – auch dann, wenn es mal hektisch wird. Aus meinem Job als [Stellenbezeichnung] bei der [Firma] weiß ich, wie wichtig es ist, auch in stressigen Phasen einen kühlen Kopf zu bewahren. Als ein Kollege spontan erkrankt ist, habe ich gezeigt, dass ich notfalls auch alleine alle Aufgaben erledigen kann.“
  • „Ich bringe gerne eigene Vorschläge ein und zeige Eigeninitiative. So habe ich meinem Chef bei der [Firma] vorgeschlagen, das Projekt [Projekt] ins Leben zu rufen – ein voller Erfolg, denn es hat der Firma Umsatzzuwächse von [Prozent] beschert.“

Tipps für das Design der Bewerbung

Auch das Design der Bewerbung spielt eine Rolle. Ein schlichtes, seriöses Design kann die eigene Bewerbung hochwertiger wirken lassen. Zu viele Farben oder unterschiedliche sowie zu verspielte Schriftarten eignen sich jedoch nicht, weil sie einen unprofessionellen Eindruck hinterlassen. Der Inhalt darf nie von der optischen Gestaltung überdeckt werden. Alle selbstgestalteten Dokumente sollten unbedingt aus einem Guss sein – also mit denselben Schriftarten, -größen und Farben.

Bewerbungen werden inzwischen überwiegend per E-Mail geschickt oder gleich in einem Online-Editor hochgeladen. Bei der E-Mail-Variante sollten Bewerber darauf achten, alle Dokumente in ein zusammenhängendes PDF-Dokument zusammenzufügen. Dieses sollte einen aussagekräftigen Dateinamen erhalten, damit es sofort zugeordnet werden kann. Auch die Dateigröße ist wichtig. Falls das Unternehmen keine Angaben hierzu macht, sollte die Bewerbung maximal 5 MB groß sein.

Bitte diskret: Den Wunsch nach einem Jobwechsel für sich behalten

Heikel sind Bewerbungen aus einem ungekündigten Beschäftigungsverhältnis vor allem dann, wenn sie vorzeitig bekannt werden. Wer noch keine Jobzusage hat, möchte in der Regel jedoch nicht, dass der jetzige Chef von den Plänen erfährt. Deshalb ist Diskretion entscheidend.

Bewerbungsgespräche sollten selbstverständlich nur außerhalb der Arbeitszeiten stattfinden. Wenn das nicht möglich ist, können Bewerber sich den Tag möglicherweise freinehmen. Falls Sie davor oder danach im Büro sind, wecken Sie nicht durch Ihre Kleidung Verdacht. Ziehen Sie sich woanders um. Auch Anrufe von interessierten Arbeitgebern sollten nicht während der Arbeitszeit angenommen werden. Die Gefahr, dass ein Kollege davon etwas mitbekommt und die Wechselabsichten die Runde machen, ist sonst groß. Die berufliche E-Mail-Adresse sollte außerdem nie für Korrespondenz mit dem möglichen neuen Arbeitgeber genutzt werden.

Riskant ist es auch, bestimmte Kollegen ins Vertrauen zu ziehen. Je mehr Mitarbeiter Bescheid wissen, desto wahrscheinlicher ist es, dass noch mehr Personen davon erfahren und es irgendwann das gesamte Büro weiß.

Den möglichen Arbeitgeber um Vertraulichkeit bitten

Vorsicht ist auch im Umgang mit sozialen Netzwerken beziehungsweise Karrierenetzwerken angebracht. Wenn Sie auf XING oder LinkedIn Ihre Angaben plötzlich ändern oder ein neues, professionelles Profilbild hochladen, weckt das schnell Verdacht. Wenn überhaupt, sollten die Änderungen subtil sein.

Es kann auch sinnvoll sein, einen möglichen Arbeitgeber explizit um Diskretion zu bitten. Dazu reicht ein Satz im Anschreiben, der etwa so lauten könnte: „Da ich mich derzeit in einem ungekündigten Beschäftigungsverhältnis befinde, bitte ich Sie darum, meine Bewerbung vertraulich zu behandeln“. Ein solcher Vermerk passt ans Ende des Anschreibens oder aber in ein „P.S.“. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, kann die Bitte nach Vertraulichkeit schon im Betreff erwähnen.

Es versteht sich außerdem von selbst, dass Sie Ihre bisherige Stelle erst kündigen sollten, wenn Sie den neuen Arbeitsvertrag unterschrieben haben. Gute Aussichten oder mündliche Zusagen allein sind keine gute Grundlage, um die Nachricht vom Jobwechsel kundzutun.

Was ist mit dem aktuellen Arbeitszeugnis?

Für Bewerber, die sich noch in einem Beschäftigungsverhältnis befinden, stellt sich die Frage, was mit dem aktuellen Arbeitszeugnis ist. Schließlich darf ein aktuelles Zeugnis nie fehlen – oder? Es kommt darauf an. Einerseits haben Bewerber die Möglichkeit, ihren Arbeitgeber um ein Zwischenzeugnis zu bitten. Liegt bereits ein Zwischenzeugnis vor, empfiehlt es sich, dieses mitzuschicken – auch, wenn es schon etwas älter ist. Ist das nicht der Fall, könnte die Bitte nach einem Zwischenzeugnis jedoch Verdacht wecken.

Es ist im Zweifel meist kein Problem, auf eine Beurteilung durch den aktuellen Arbeitgeber zu verzichten. Personalverantwortliche wissen, dass es heikel sein kann, ein Zwischenzeugnis anzufordern. Es fällt vor diesem Hintergrund in der Regel nicht negativ auf den Kandidaten zurück, wenn der aktuellste Nachweis fehlt.