Bewerbung aus der Arbeitslosigkeit: Muster, Fehler & Tipps

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Bewerbung aus der Arbeitslosigkeit: Muster, Fehler & Tipps

Wer sich als Arbeitsloser um eine neue Stelle bemüht, betrachtet seine Arbeitslosigkeit häufig als Nachteil. Dieser Umstand muss jedoch kein Hindernis sein; vielmehr kommt es darauf an, souverän damit umzugehen. In diesem Beitrag geht es darum, was bei einer Bewerbung aus der Arbeitslosigkeit heraus besonders wichtig ist und welche Fehler das Aus für die Bewerbung bedeuten können – mit vielen konkreten Formulierungsbeispielen.

Inhaltsübersicht:

Schlechtere Chancen als Arbeitsloser? Nicht unbedingt

Wer gerade ohne Job ist, hat eigentlich keine schlechte Ausgangsposition. Anders als ein Arbeitnehmer hat er schließlich Zeit, sich intensiv mit der Jobsuche zu befassen, seine Bewerbungsunterlagen optimal zu gestalten und sich auf mögliche Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Dennoch haben viele Arbeitslose das Gefühl, schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Das muss jedoch nicht der Fall sein.

Vielmehr kommt es für einen möglichen neuen Arbeitgeber auf die Umstände an: Wie lange ist der Bewerber schon ohne Job? Ist ersichtlich, warum das letzte Beschäftigungsverhältnis nicht fortgeführt wurde? Und wie nutzt der Kandidat die Zeit?

Wer seinen Job etwa selbst gekündigt hat und nun nach einigen Wochen oder wenigen Monaten etwas Neues sucht, ist nicht zwangsläufig in einer schlechten Lage. Aber auch Bewerber, die schon lange arbeitslos sind, sollten den Kopf nicht in den Sand stecken, bevor sie sich überhaupt beworben haben. Wie ein Bewerber mit seiner Arbeitslosigkeit umgeht, macht oft einen großen Unterschied.

Wie mit der Arbeitslosigkeit in einer Bewerbung umgehen?

Bei arbeitslosen Bewerbern herrscht oft große Unsicherheit: Soll ich die Arbeitslosigkeit offen ansprechen, zum Beispiel im Anschreiben? Oder soll ich sie lieber kaschieren? Wie so oft liegt die beste Lösung irgendwo dazwischen. Es wäre gerade bei vergleichsweise kurzer Arbeitslosigkeit nicht sinnvoll, wertvollen Platz im Anschreiben auf das Thema Arbeitslosigkeit zu verwenden. In der Arbeitslosigkeit steckt kein Mehrwert für ein interessiertes Unternehmen.

Genauso wenig empfehlenswert ist es jedoch, die Arbeitslosigkeit zu verschleiern. Auffallen wird sie früher oder später sowieso. Die beste Option ist, offen damit umzugehen, ohne sie zu sehr zum Thema zu machen.

Wer schon lange arbeitslos ist, kann in aller Kürze beschreiben, wie er die Zeit nutzt. So könnte ein arbeitsloser Bewerber zum Beispiel einen Kurs belegen oder sich weiterbilden, um seine Qualifikationen zu verbessern. Gibt es gute Gründe für die Arbeitslosigkeit, etwa die Pflege eines Familienmitglieds oder eine Elternzeit, sollten diese ebenfalls erwähnt werden.

Viel wichtiger als die Tatsache, dass jemand arbeitslos ist, ist für ein Unternehmen die Frage, was der Bewerber zu bieten hat. Deshalb sollten Bewerber die eigenen Vorzüge in den Mittelpunkt stellen – so, wie es festangestellte Bewerber auch tun, wenn sie einen neuen Job suchen. Welche Qualifikationen gibt es? Warum ist der Job passend – und warum wird er angestrebt? Mit der Bewerbung sollten diese und weitere wichtige Fragen beantwortet werden. Alles, was dem möglichen Arbeitgeber das Gefühl gibt, dass es sich hier um einen vielversprechenden Kandidaten handelt, ist relevant.

Dos und Don’ts: Selbstbewusst auftreten und weitere Tipps für eine Bewerbung aus der Arbeitslosigkeit

Einer der größten Fehler, den ein arbeitsloser Bewerber machen kann, ist, nicht selbstbewusst aufzutreten. Wer sich als Bewerber zweiter Klasse empfindet, dessen Bewerbung liest sich wahrscheinlich auch so. Mit dem Ergebnis, dass der Kandidat nicht zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird – eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Während es noch vor einigen Jahrzehnten häufig vorkam, dass Arbeitnehmer ihrem Betrieb jahrzehntelang – oder sogar ihr Arbeitsleben lang – treu blieben, sind die heutigen Lebensläufe wesentlich abwechslungsreicher. Es gibt mehr Wechsel, sowohl zwischen Jobs als auch zwischen Branchen, vielfältigere Erfahrungen auch abseits des Berufs und mehr Lücken. Deshalb ist eine Lücke auch kein Stigma, denn es kann viele Gründe für eine Phase der Arbeitslosigkeit geben.

Entscheidend ist, was ein Bewerber daraus macht. Ein aktiver Bewerber feilt nicht nur an seinen Qualifikationen, sondern bleibt auch gedanklich am Ball. Er demonstriert, dass er sich auf dem Laufenden hält und bereit ist, Neues zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Das sind aus Arbeitgebersicht auch wichtige Eigenschaften für den Berufsalltag.

Die Arbeitslosigkeit in der Bewerbung erwähnen: Anschreiben und Lebenslauf

Die Arbeitslosigkeit sollte nur thematisiert werden, wenn es Gründe dafür gibt, die nicht negativ auf den Bewerber zurückfallen. Eine Gratwanderung ist dies auch deshalb, weil Bewerber nicht schlecht über ihre vorherigen Arbeitgeber reden sollten. Wenn etwa die Arbeitsbelastung zu hoch war oder das Betriebsklima mies, sollte das nicht dargelegt werden. Es wirft kein gutes Licht auf Bewerber, wenn sie anderen den Schwarzen Peter zuschieben – selbst, wenn es dafür subjektiv gute Gründe gibt.

Im Anschreiben hat die Arbeitslosigkeit in vielen Fällen nichts zu suchen. Sie kommt, wenn überhaupt, eher am Rande vor. Viele Arbeitgeber bitten ihre Bewerber etwa darum, ihren frühestmöglichen Eintrittstermin zu nennen. Wer arbeitslos ist, ist entsprechend flexibel verfügbar. Schon daran lässt sich die Arbeitslosigkeit oder ein auslaufender Vertrag ablesen.

Langzeitarbeitslose können gegebenenfalls im Anschreiben erwähnen, wie sie sich während ihrer Arbeitslosigkeit weitergebildet haben. Das sollte positiv formuliert werden – und suggerieren, dass der Kandidat motiviert für eine neue berufliche Herausforderung ist.

Worte mit Bedacht wählen

Im Lebenslauf gibt es oft keine andere Möglichkeit, als das Thema Arbeitslosigkeit direkt oder indirekt anzuschneiden. Diese muss jedoch nicht explizit beschrieben werden. Wenn der letzte Job vor einigen Monaten geendet hat, geht daraus hervor, dass der Bewerber gerade ohne Arbeit ist. Wer jedoch die Gelegenheit nutzen möchte, zu beschreiben, inwiefern er sich weiterbildet, kann die Arbeitslosigkeit explizit erwähnen – ergänzt um Angaben, was er tut, um eine neue Arbeit zu finden. Empfehlenswert ist das vor allem bei einer längeren Arbeitslosigkeit.

Die Arbeitslosigkeit – und wie sie genutzt wird – muss nicht als gesonderter Punkt im Lebenslauf aufgeführt werden. Sie kann auch im Anschluss an die Beschreibung des letzten Jobs erwähnt werden. Das gilt auch, wenn mit der Arbeitslosigkeit eine berufliche Neuorientierung verbunden ist.

Die Begrifflichkeiten spielen hierbei eine wichtige Rolle. Es ist besser, das Wort „arbeitssuchend“ zu verwenden, als von der „Arbeitslosigkeit“ zu sprechen. Es klingt aktiver und positiver.

Der Bewerber entscheidet, ob er den Grund für das Ende des letzten Beschäftigungsverhältnisses nennen möchte. Das ist sinnvoll, wenn es den Kandidaten in ein besseres Licht rückt. Das wäre etwa bei betriebsbedingten Kündigungen, einer Insolvenz des Arbeitgebers oder einer Eigenkündigung der Fall.

Formulierungsbeispiele: Muster für den Lebenslauf

Im Folgenden haben wir einige Formulierungsbeispiele zusammengestellt, die exemplarisch zeigen, wie Bewerber im Lebenslauf mit der Arbeitslosigkeit umgehen können.

Die Arbeitslosigkeit zusammen mit dem letzten Job erwähnen:

„07/2016 – 08/2019: Assistentin bei der Beispiel-Firma, Musterstadt, anschließend berufliche Neuorientierung mit dem Ziel einer Anstellung im Muster-Bereich“

Die Arbeitslosigkeit als eigenständigen Punkt aufführen:

• „seit 09/2019: berufliche Neuorientierung und Weiterbildung“
• „seit 01/2019: Pflege eines nahen Angehörigen“

Formulierungsbeispiele: Muster für das Anschreiben

Ob die Arbeitslosigkeit im Anschreiben thematisiert werden sollte, hängt von den Umständen im Einzelfall ab. Beispielhaft ist an den folgenden Formulierungen ersichtlich, wann das sinnvoll sein kann.

„Da ich derzeit vertraglich nicht gebunden bin, könnte ich Ihr Team ab dem 1. Januar 2020 verstärken.“

„Gerne stehe ich Ihnen flexibel zur Verfügung.“

„Nach einer Auszeit, in der ich einen nahestehenden Angehörigen gepflegt habe, suche ich nun eine neue Herausforderung.“

„Nach meiner letzten Anstellung als [Jobbezeichnung] habe ich meinen Fokus auf meine Qualifikationen gelegt und diese durch Kurse verbessert.“

„Schon seit längerem war mir klar, dass meine Zukunft im Bereich [Bereich] liegt. Deshalb habe ich meinen Job als [Jobbezeichnung] gekündigt und suche nun nach einem passenden Einstieg in den [Bereich].“