Wenn es mit der Beförderung nicht klappt und stattdessen eine Kollegin oder ein Kollege zum Zug kommt, kann das für Arbeitnehmer frustrierend und enttäuschend sein. Sobald der erste Schock verdaut ist, ist es wichtig, die Gründe für die Entscheidung des Arbeitgebers nachzuvollziehen – und die eigene Zukunft proaktiv zu planen. Unser Ratgeber hilft dir dabei.
Inhaltsübersicht:
Übergangen im Job: ein Schlag ins Gesicht für viele Beschäftigte
Viele Beschäftigte legen sich im Job ins Zeug, bringen sich ein, machen regelmäßig Überstunden – oft in der Hoffnung, befördert zu werden. Wer dann jedoch bei der Beförderung übergangen wird, ist womöglich ernüchtert und frustriert. Im Job übergangen zu werden, kann sich wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen. Die Betroffenen sind enttäuscht, zweifeln an sich oder verlieren an Selbstvertrauen. Auch Wut und Unverständnis darüber, dass man nicht zum Zuge gekommen ist, sind typische Emotionen.
In einer solchen Situation geht den Betroffenen oft viel durch den Kopf. Typische Gedanken und Fragen sind dann etwa: Lag es an mir? War es eine Entscheidung gegen mich – oder für jemanden anderen? Ist mein Arbeitgeber nicht zufrieden mit mir? Wie sind meine weiteren Perspektiven in diesem Unternehmen?
Es ist ganz natürlich, dass die verpasste Chance einen für eine Weile gedanklich beschäftigt. Viele Betroffene wollen genau wissen, warum es nicht geklappt hat. Dabei kann es sowohl persönliche als auch fachliche Gründe dafür geben, wenn jemand bei einer Beförderung übergangen wird.
Zu den persönlichen Faktoren zählt etwa, dass jemand zwar gute Arbeit macht, aber kaum präsent ist. Oder die Beziehung zu Vorgesetzten ist schwierig. Fachliche Gründe können demgegenüber zum Beispiel mit mangelnder Expertise oder Erfahrung zusammenhängen. Auch wenn es Mitarbeitern an wichtigen Soft Skills mangelt, haben sie bei Beförderungen eher das Nachsehen.
Wichtig ist trotz aller Frustration, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Wer konstruktiv denkt und handelt, erreicht mehr. Wenn du eine aktive Rolle einnimmst, gewinnst du an Selbstvertrauen und kannst deine Zukunft bewusst gestalten – bei diesem oder einem anderen Arbeitgeber.
Welche Gründe es haben kann, wenn jemand bei einer Beförderung übergangen wird
Wenn Mitarbeiter bei einer Beförderung übergangen werden, kann das verschiedene Gründe haben. Die Entscheidung kann sowohl persönliche Faktoren des Mitarbeiters betreffen als auch auf fachlichen oder betrieblichen Erwägungen des Unternehmens basieren.
Hier ist ein Überblick über typische Ursachen, die eine Rolle spielen können, wenn jemand bei einer Beförderung leer ausgeht:
- Mitarbeiter sind nicht sichtbar genug: Sie machen ihre Arbeit gut, aber es fällt an entscheidender Stelle nicht ausreichend auf. Häufig handelt es sich um introvertierte, zurückhaltende Mitarbeiter, die kein Selbstmarketing betreiben.
- Die Beziehungen zu Vorgesetzten könnten besser sein: Wenn die Beziehung zur Chefin oder zum Chef eher mäßig oder sogar schwierig ist, kann das eine echte Hürde bei Beförderungen sein. Wenn Führungskräfte nicht an Bord sind, werden meist andere Mitarbeiter bevorzugt.
- Es mangelt an entscheidenden Soft Skills: Je nach Stelle brauchen Kandidaten bestimmte persönliche Eigenschaften, zum Beispiel Durchsetzungsfähigkeit, Problemlösungskompetenz oder Organisationsfähigkeit. Fehlen wichtige Merkmale, gehen Beschäftigte bei Beförderungen schnell leer aus.
- Es mangelt an Qualifikationen oder Erfahrungen: Fehlt die Expertise für einen bestimmten Job, ist eine Beförderung für Arbeitgeber oft keine Option.
- Die Leistung lässt zu wünschen übrig: Wenn Beschäftigte nicht ihr Bestes geben, weckt das womöglich Zweifel an ihrer Eignung für höhere Stellen.
- Die Haltung ist fragwürdig: Wenn Mitarbeiter nicht engagiert wirken, sich nicht einbringen oder durch schlechte Laune auffallen, empfehlen sie sich damit nicht für eine Beförderung.
- Andere sind besser: Manchmal ist es simpel – andere Mitarbeiter überzeugen einfach mehr, selbst wenn der Arbeitgeber grundsätzlich mit dir zufrieden ist.
- Andere haben bessere Beziehungen: Auch das kann ein entscheidender Punkt sein. Wenn Kolleginnen oder Kollegen einen besseren Draht zu wichtigen Entscheidungsträgern im Unternehmen haben, werden sie womöglich bevorzugt – selbst wenn sie objektiv gar nicht besser sind.
- Es gibt keine passende Position: Eine Beförderung klappt nur, wenn es eine geeignete Stelle gibt.
- Externe Bewerber sind überzeugender: Auch das kann ein Grund dafür sein, dass Mitarbeiter bei einer Beförderung übergangen werden.
- Strategische Überlegungen seitens des Arbeitgebers: Manchmal hat es strategische Gründe, wer eingestellt oder befördert wird und wer (vorerst) nicht bedacht wird.
Bei Beförderung übergangen: arbeitsrechtliche Regelungen
Wenn Arbeitnehmer sich übergangen fühlen, weil jemand anderes befördert wird, stellen sich viele Betroffene die Frage: Ist es zulässig, wenn mich der Arbeitgeber übergeht – und das womöglich nicht zum ersten Mal? Was sagt das Arbeitsrecht dazu? Einen gesetzlichen Anspruch auf Beförderung gibt es in Deutschland nicht. Die Entscheidung liegt grundsätzlich beim Arbeitgeber, und selbst qualifizierte Mitarbeiter haben keinen Anspruch darauf, irgendwann befördert zu werden.
Das heißt nicht, dass jede Entscheidung von Arbeitgebern zulässig ist. Die Grenzen des freien Ermessens von Arbeitgebern werden insbesondere durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vorgegeben. Es schützt Arbeitnehmer vor Diskriminierung aufgrund von persönlichen Merkmalen. Dazu zählen Geschlecht, Alter, Religion, Weltanschauung, Behinderungen, ethnische Herkunft und sexuelle Identität. Es wäre nicht rechtmäßig, wenn Arbeitgeber Mitarbeitern aufgrund solcher Merkmale eine Beförderung verweigern würden.
Das könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn männlichen Mitarbeitern immer der Vorzug gegeben wird. Oder wenn Mitarbeiter ab einem bestimmten Alter nicht mehr befördert werden. Ausschlaggebend für die ungleiche Behandlung muss jedoch das spezifische Merkmal sein, damit sie unrechtmäßig sein kann.
Praktisch bedeutet das: Eine verpasste Beförderung ist meist nichts, wogegen Arbeitnehmer vorgehen können. Selbst wenn der Verdacht im Raum steht, dass dahinter Diskriminierung steckt, lohnt sich eine Klage in den wenigsten Fällen. Denn der betroffene Arbeitnehmer muss es beweisen können, was in der Praxis sehr schwierig ist. Es ist daher besser, bei einem Verdacht auf Benachteiligung ein offenes Gespräch mit dem Chef oder der Chefin zu führen und zu versuchen, die Angelegenheit auf diese Weise zu klären.
Bei Beförderung übergangen: Was tun?
Bei einer Beförderung übergangen zu werden, ist oft ein Schock für Arbeitnehmer – vor allem, wenn sie insgeheim damit gerechnet oder das Gefühl haben, „jetzt endlich mal dran“ zu sein. Nach dem ersten Ärger, der Enttäuschung und dem Frust stellt sich für Betroffene die Frage: Wie gehe ich mit der Situation um?
Ein naheliegender erster Schritt ist eine Reflexion der Lage. Hinterfrage, warum es dazu gekommen ist: Welche Gründe sind wahrscheinlich? Wie stehst du selbst da, wie beurteilst du deine Leistungen in der letzten Zeit? Wo liegen deine Stärken und Potenziale, wo kannst du noch stärker werden? Eine kritische Selbstanalyse ist hilfreich, um zu wissen, wie du dich verbessern kannst. Beziehe verschiedene Gesichtspunkte ein, zum Beispiel deine Expertise und Erfahrung, aber auch persönliche Faktoren wie Soft Skills, Selbstmarketing und Kommunikation.
Es ist nach einer verpassten Beförderung oft hilfreich, mit einem Vorgesetzten über die eigenen Gefühle und Empfindungen zu sprechen. Ein offenes Gespräch kann dir dabei helfen, besser nachzuvollziehen, warum es mit der Beförderung nicht geklappt hat. Zugleich kannst du deutlich machen, dass du dir eine andere Entscheidung gewünscht hättest – und damit auch deine Ambitionen klarmachen.
Die eigenen Optionen abwägen
Womöglich ist dem Chef gar nicht klar, wie sehr du auf die Beförderung gehofft hast und wie enttäuscht du warst, als es nicht geklappt hat. Bei der Gelegenheit könnt ihr darüber sprechen, wie du dich weiterentwickeln kannst und was nötig ist, um künftig bessere Aussichten zu haben.
Gleichzeitig ist es wichtig, die eigenen Perspektiven und Optionen abzuwägen, um gegebenenfalls Konsequenzen aus der Erfahrung zu ziehen. Wenn du das Gefühl hast, dass du ungerecht behandelt wurdest und das Ganze womöglich sogar System hat, solltest du das ernst nehmen.
Manche Beschäftigte, die bei einer Beförderung übergangen werden, kündigen. Das mag nach einem drastischen Schritt klingen; wer jedoch keine Entwicklungsmöglichkeiten bei diesem Arbeitgeber sieht oder sich schlecht behandelt fühlt, hat häufig kein Vertrauen mehr. Eine Kündigung kann dann der nötige Neustart sein, mit dem endlich bessere Aussichten verbunden sind.
Verdacht auf Diskriminierung: rechtliche Möglichkeiten & Anlaufstellen
Wenn der Verdacht besteht, dass eine verpasste Beförderung diskriminierende Motive hatte, stellt sich für Betroffene die Frage: Was kann man tun, um dagegen vorzugehen? In solchen Fällen ist eine lückenlose Dokumentation aller Vorfälle wichtig.
Betroffene sollten jegliche Nachweise sichern oder selbst anfertigen. Das kann zum Beispiel bedeuten, Aussagen von Vorgesetzten oder Kollegen zu notieren oder Verhaltensweisen aufzuschreiben, die auf eine Benachteiligung etwa wegen des Alters, Geschlechts oder der sexuellen Orientierung hindeuten. Präzision ist dabei entscheidend, damit die eigenen Aufzeichnungen möglichst nachvollziehbar sind. Auch die Namen möglicher Zeugen sollten notiert werden.
Gleichzeitig ist es wichtig, mögliche Optionen abzuwägen und sich an passende Anlaufstellen zu wenden. Es kann zum Beispiel sinnvoll sein, den Betriebsrat zu kontaktieren, wenn es einen gibt. Er kann zwischen Betroffenen und dem Arbeitgeber vermitteln. Wer Mitglied einer Gewerkschaft ist, kann sich dort in der Regel kostenlos beraten lassen. Auch Anwälte für Arbeitsrecht können die Betroffenen unterstützen und ihnen dabei helfen, ihre Situation juristisch einzuordnen. Eine weitere Anlaufstelle sind Antidiskriminierungsstellen auf regionaler oder bundesweiter Ebene. Hier ist eine vertrauliche Beratung ebenso möglich wie konkrete Unterstützung zur Durchsetzung der eigenen Rechte.
Klage bei Verstößen gegen das AGG
Bei nachweisbarer Diskriminierung kann eine Klage sinnvoll sein, da der Arbeitgeber mit seiner Personalentscheidung gegen das AGG verstoßen hat. Damit die Aussichten auf dem Rechtsweg gut sind, ist eine sorgfältige Beweisführung entscheidend. Betroffene sollten sich in jedem Fall anwaltlich vertreten lassen – ein guter Anwalt kann meist deutlich mehr herausholen.
Wichtig ist dabei, nicht überstürzt zu handeln. Prüfe in Ruhe mit fachlicher Unterstützung einer Anwältin oder eines Anwalts, wie deine Situation zu bewerten ist und welche Handlungsoptionen in deinem Fall am sinnvollsten sind. Emotionale Reaktionen und Kurzschlusshandlungen sind selten zielführend – wer ernst genommen werden will, geht am besten strukturiert vor.
Tipps, mit denen du deine Chancen auf eine Beförderung erhöhen kannst
Eine verpasste Beförderung bietet die Chance, dein Profil kritisch zu überprüfen. Mit gezielter Selbstentwicklung kannst du deine künftigen Beförderungschancen verbessern. Hinterfrage selbstkritisch, wo du stehst und welche Qualifikationen du vorzuweisen hast. Reicht das aus, um dorthin zu kommen, wo du gerne wärst? Falls die Antwort auf diese Frage „Nein“ ist, lohnt es sich, Entwicklungsmöglichkeiten und zusätzliche Qualifikationen zu prüfen.
Es ist immer eine gute Idee, sich proaktiv weiterzubilden – selbst wenn du schon sehr qualifiziert bist. Geeignete Kurse, Seminare, Workshops oder Weiterbildungen helfen dir, dein Profil noch weiter zu schärfen und dadurch für Arbeitgeber (noch) attraktiver zu werden. Sie geben dir auch mehr Möglichkeiten, wenn du bei einer Beförderung übergangen wirst und kündigen möchtest. Du hast dann bessere Chancen, bei einem anderen Unternehmen eine passende Tätigkeit zu finden. Indem du dich systematisch verbesserst, erhöhst du deinen Marktwert und stellst dein Engagement unter Beweis.
Was hilft dir wirklich, deine Ziele zu erreichen?
Zugleich ist entscheidend, dass du sichtbar bist. Gute Arbeit zu leisten, reicht für sich genommen nicht aus – es muss auch an entscheidenden Stellen wahrgenommen werden. Du könntest dazu deine Erfolge gezielt kommunizieren, zum Beispiel bei Präsentationen, in Mitarbeitergesprächen oder Teammeetings. Es kann ebenso sinnvoll sein, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen, etwa in Form von größeren Projekten. Das gibt dir die Gelegenheit, dich zu beweisen und mehr Aufmerksamkeit von Führungskräften und Management zu erhalten.
Um bei einer Beförderung gute Chancen zu haben, kommt es auf ein starkes Netzwerk an. Es lohnt sich, Kontakte im Unternehmen und darüber hinaus zu pflegen. Durch gute Beziehungen können sich neue Gelegenheiten ergeben; außerdem hast du starke Fürsprecher, wenn du dich für höherrangige Stellen bewirbst.
Bei solchen Überlegungen ist es wichtig, strategisch zu denken. Es geht nicht darum, irgendetwas zu machen – „Hauptsache, Weiterbildung oder Beförderung“ sollte nicht das Motto sein. Überlege lieber, was dich wirklich weiterbringt und mit deinen übergeordneten beruflichen Zielen im Einklang steht. So kannst du dich gezielter positionieren und bist eher erfolgreich.
Fazit: Verpasste Beförderung – was jetzt wichtig ist
- Bei einer Beförderung übergangen zu werden, kann ein Schock für Arbeitnehmer sein – auch Wut ist verständlich, wenn man glaubt, unfair behandelt worden zu sein.
- Nachdem die schlechte Nachricht verarbeitet wurde, ist es wichtig, sich mit den Gründen für die verpasste Chance auseinanderzusetzen. Auch ein offenes Gespräch mit einem Vorgesetzten kann sich lohnen, um die Beweggründe besser zu verstehen.
- Eine verpasste Beförderung fühlt sich selten nach etwas Positivem an, bietet aber die Chance, daraus zu lernen und die eigene Situation zu hinterfragen. Wer ehrlich reflektiert und bereit ist, an sich zu arbeiten, kann sich häufig erfolgreich neu orientieren.
- Rechtlich ist es meist unproblematisch, wenn Arbeitgeber bestimmte Mitarbeiter nicht befördern. Falls es sich dabei jedoch um Diskriminierung handelt, kann die Sache anders aussehen.
- Für Betroffene ist es wichtig, ihre Möglichkeiten sachlich zu beurteilen und sich neu auszurichten. Dabei kann es sehr hilfreich sein, externe Unterstützung zu haben – zum Beispiel vom Betriebsrat, einem Anwalt oder auch Freunden und Angehörigen.
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