Wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt, wollen Arbeitgeber häufig erfahren, warum er sich dazu entschieden hat. Das Austrittsgespräch bietet Raum für Feedback und kann helfen, das Arbeitsverhältnis respektvoll abzuschließen. Hier erfährst du, was dich in einem solchen Exit-Gespräch erwartet, wie du Kritik mit Feingefühl übermittelst und was anschließend beim Abschied wichtig ist.
Inhaltsübersicht:
Austrittsgespräch für Mitarbeiter: Was ist das und warum ist es wichtig?
Ein Austrittsgespräch, auch bekannt als Exit-Gespräch oder Exit-Interview, ist ein abschließendes Gespräch zwischen dem Arbeitgeber und einem scheidenden Mitarbeiter. Meist findet es kurz vor dem tatsächlichen Austritt des betreffenden Mitarbeiters aus dem Unternehmen statt, manchmal auch am letzten Arbeitstag.
In dem Gespräch geht es darum, das Arbeitsverhältnis wertschätzend und respektvoll zu beenden. Gleichzeitig möchte der Arbeitgeber mehr darüber wissen, warum ein Beschäftigter gekündigt hat. Arbeitnehmer können im Austrittsgespräch erzählen, wie sie auf ihre Zeit im Unternehmen zurückblicken, wofür sie dankbar sind und was besser hätte laufen können.
Für Arbeitnehmer ist das Exit-Gespräch eine Gelegenheit, Feedback zu geben. Sie können darin erklären, warum sie sich dazu entschieden haben, das Unternehmen zu verlassen. Ebenso kann es dem Arbeitgeber helfen, an optimierungswürdigen Aspekten zu arbeiten und so die Rahmenbedingungen für die übrigen Mitarbeiter zu verbessern.
Nicht jeder Beschäftigte hat Lust auf ein solches Gespräch. Dennoch ist es in der Regel sinnvoll, sich darauf einzulassen und eine ehrliche Rückmeldung zu geben. Zugleich ist es wichtig, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Du magst mit manchen Dingen unzufrieden gewesen sein, womöglich auch völlig zu Recht – trotzdem solltest du sachlich bleiben.
Was du im Exit-Interview sagst – und wie du es tust –, hat Einfluss darauf, wie du in Erinnerung bleibst. Das wiederum entscheidet darüber mit, wie dein Arbeitszeugnis ausfällt und wie gut der Arbeitgeber auf dich zu sprechen ist. Fühlt sich der Arbeitgeber vor den Kopf gestoßen, könnte er seinem Unmut gegenüber beruflichen Kontakten Luft machen, was deine Jobaussichten auch bei anderen Firmen verschlechtern kann. Bleibst du hingegen positiv in Erinnerung, zeugt das von Professionalität – und wer weiß, vielleicht kann es dir sogar die ein oder andere Tür öffnen.
Eigenkündigung von Mitarbeitern: Häufige Gründe für den Jobwechsel
Aus Arbeitgebersicht ist ein Exit-Interview nach einer Eigenkündigung von Mitarbeitern sinnvoll, um mehr über deren Beweggründe zu erfahren. Mit gezielten Fragen im Austrittsgespräch können Führungskräfte herausfinden, ob die Beschäftigten unzufrieden waren, schlicht ein besseres Jobangebot erhalten haben oder die Entscheidung persönliche Gründe hatte.
Für Arbeitnehmer kann es verschiedene Gründe geben, ihren Job zu kündigen. Was besonders häufig zu einer Eigenkündigung führt, hängt dabei auch von der Altersgruppe ab. Ein jüngerer Mitarbeiter der Gen Z wird zum Beispiel eher kündigen, weil seine Werte nicht zu denen des Unternehmens passen. Er könnte auch Sinn im Job vermissen oder sich an klassischen Hierarchien stören. Solche Aspekte müssen nicht unbedingt zu einer Kündigung führen, aber wenn jemand ein anderes Jobangebot erhält, fällt ihm die Entscheidung womöglich leicht.
Es sind meist auch eher jüngere Beschäftigte, die kündigen, weil sie keine (attraktiven) Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen für sich sehen. Wenn der eigene Arbeitgeber nicht zukunftsfähig wirkt, ist ein anderes Unternehmen für die Betroffenen oft die bessere Lösung.
Strukturelle Ursachen für Kündigungen von Beschäftigten
Ein weiterer Grund für eine Eigenkündigung kann zu hoher Druck bei der Arbeit sein. Wenn Mitarbeiter ständig im Stress sind und das Arbeitspensum strukturell zu hoch ist, ist das auf Dauer oft nicht tragbar – wer doch in so einem Job bleibt, macht sich kaputt. Mit entsprechenden gesundheitlichen Folgen. Viele Arbeitnehmer ziehen vorher die Reißleine. Dasselbe gilt in Situationen, in denen es Probleme mit dem Führungsstil des Vorgesetzten oder der Person des Vorgesetzten gibt. Ein schlechtes Arbeitsklima ist ein weiterer typischer Grund, warum Arbeitnehmer kündigen.
Andere fühlen sich im Job unterfordert und möchten sich neuen Herausforderungen stellen. Vielleicht möchte jemand auch noch studieren oder eine Ausbildung machen, was mit dem Job nicht vereinbar ist. Oder in eine andere Branche oder einen anderen Beruf wechseln.
Natürlich kann es auch private Gründe für eine Kündigung geben. Wenn zum Beispiel der Partner berufsbedingt wegzieht, ziehen die Betroffenen womöglich mit – und müssen sich einen neuen Job suchen. Auch mangelnde Work-Life-Balance kann ein Problem sein, besonders für Beschäftigte, die privat sehr beansprucht sind, etwa solche mit kleinen Kindern.
Tipps zur Vorbereitung auf das Exit-Gespräch
Wenn der Vorgesetzte mit der Bitte um ein Austrittsgespräch auf dich zukommt, ist es ratsam, sich darauf einzulassen. Zwar sind Arbeitnehmer oft nicht verpflichtet, an einem Exit-Gespräch teilzunehmen. Es ist aber eine Frage der Höflichkeit und Professionalität, einem solchen Austausch zuzustimmen. Zumal es an dir liegt, wie offen du über deine Beweggründe sprichst. Wenn du darüber nichts sagen möchtest, musst du das auch nicht.
Im Vorfeld eines Austrittsgesprächs ist es sinnvoll, sich darauf vorzubereiten. Überlege dir, was du sagen kannst und willst. Hier ist es ratsam, möglichst ehrlich zu sein, ohne allzu harsche oder generelle Kritik am Arbeitgeber zu üben. Das führt dazu, dass du manche Dinge offen sagen kannst und andere zumindest im Detail vielleicht lieber für dich behalten möchtest. Wenn du zum Beispiel mit deiner Chefin sprichst und diese Chefin der Grund ist, warum du gehst, ist eine Frontalkritik eine riskante Taktik. Schließlich möchtest du wahrscheinlich noch ein gutes Arbeitszeugnis haben. Du kannst aber im Exit-Interview durchaus andeuten, dass es zwischenmenschliche Probleme gab.
Was willst du erreichen?
Vor einem Austrittsgespräch ist es außerdem eine gute Idee, konkrete Ziele für das Gespräch zu definieren. Überlege dir, was du damit erreichen möchtest. Eine ehrliche Rückmeldung geben, aus der das Unternehmen lernen kann? Den Verdacht ausräumen, dass deine Kündigung mit dem Job selbst zu tun hatte? Oder möglichst positiv in Erinnerung bleiben? Das Ziel hat Einfluss darauf, mit welcher Strategie du am besten in das Gespräch gehst.
Wenn ein Exit-Gespräch ansteht, kommt es nicht nur darauf an, Feedback konstruktiv zu formulieren. Auch die richtige Haltung ist entscheidend. Wenn du professionell, selbstbewusst und gelassen auftrittst, wirkt das souverän. Bleibe möglichst positiv, auch wenn du mit einigen Dingen unzufrieden warst. Nicht nur, dass man manchmal einfach nichts verändern kann, weil keine Einsicht da ist. Die Wahrscheinlichkeit, eine Veränderung anzustoßen, ist oft auch größer, wenn die Kritik wohlwollend und freundlich formuliert wird.
Die goldene Regel für das Austrittsgespräch: Immer positiv bleiben
Das Austrittsgespräch ist nicht der Zeitpunkt, um sich den eigenen Frust mal so richtig von der Seele zu reden. Das Bedürfnis, dem Arbeitgeber zum Abschluss endlich mal die Meinung zu sagen, mag verständlich sein, wenn es gute Gründe für deine Kündigung gab. Empfehlenswert ist es aber nicht, diesem Impuls nachzugeben. Besser ist es, wenn du dich professionell verhältst – schließlich willst du sicherlich noch ein gutes Arbeitszeugnis und auch nicht alle Brücken ohne Not abbrechen.
Die goldene Regel lautet daher im Exit-Interview: Bleibe positiv, auch wenn du Kritik äußerst. Es ist nicht so, dass es sich verbieten würde, negative Aspekte zur Sprache zu bringen. Entscheidend ist, wie du das tust – in welchem Ton und mit welchen Formulierungen. Wenn du das nötige Fingerspitzengefühl an den Tag legst, wirkt das professionell und hilft dir dabei, gut in Erinnerung zu bleiben.
Fokussiere dich lieber auf Prozesse und Strukturen statt auf einzelne Personen. Persönliche Angriffe und Vorwürfe bringen dich nicht weiter – und lassen dich womöglich auch nicht in einem guten Licht erscheinen.
Welche Fragen Vorgesetzte an dich haben könnten
Vor einem Austrittsgespräch ist es für scheidende Mitarbeiter wichtig, sich auf mögliche Fragen des Arbeitgebers vorzubereiten. Dein Chef oder deine Chefin könnte zum Beispiel von dir wissen wollen:
- Warum verlässt du uns?
- Was hat dir in deinem Job gut gefallen?
- Gab es Probleme bei deiner Arbeit oder im Team?
- Hast du das Gefühl gehabt, jederzeit Unterstützung bei Problemen oder Schwierigkeiten finden zu können?
- Was könnten wir noch verbessern?
- Gibt es etwas, was du dir gewünscht hättest?
- Hätten wir etwas tun können, damit du bei uns bleibst?
- Gibt es noch etwas, was du uns mitteilen möchtest?
- Wie wirst du auf deine Zeit bei uns zurückblicken?
Wenn Mitarbeiter kündigen, gibt es dafür manchmal persönliche Gründe. Oft hängt eine Eigenkündigung aber mit Unzufriedenheit im Job zusammen. Was kann man in so einer Situation sagen, wenn der Vorgesetzte explizit nach negativen Erfahrungen fragt? Sollte man ehrlich sein – oder lieber beschönigen, um niemanden vor den Kopf zu stoßen oder die eigenen Karrierechancen zu gefährden?
Das ist Abwägungssache und hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel dem konkreten Thema, der Beziehung zum Vorgesetzten und einer möglichen Vorgeschichte. Generell ist es ratsam, sich im Exit-Interview ein Stück weit zurückzuhalten, um sich keine Chancen zu verbauen.
Deine Fragen im Exit-Gespräch
Nicht nur Führungskräfte können im Austrittsgespräch Fragen an Mitarbeiter haben. Beschäftigte können ebenfalls die Gelegenheit nutzen, bestimmte Dinge in Erfahrung zu bringen oder anzusprechen.
Du könntest zum Beispiel Rückfragen stellen, die sich auf dein Potenzial und deine berufliche Entwicklung beziehen. Vielleicht möchtest du von deiner Chefin wissen, worin sie deine größten Stärken sieht. Oder du fragst deinen Vorgesetzten, wo du dich noch weiterentwickeln kannst.
Durch die Antworten der Führungskraft bekommst du wertvolle Hinweise darauf, was dich auszeichnet und in welchen Bereichen eine Weiterentwicklung sinnvoll ist. Diese Informationen kannst du bei der Jobsuche nutzen, aber auch als Grundlage verwenden, um an deinen Kompetenzen zu arbeiten – zum Beispiel mit einer Weiterbildung.
Womöglich möchtest du auch wissen, wann du mit einem Arbeitszeugnis rechnen kannst. Sage dazu, wenn du ein qualifiziertes Zeugnis mit einer Beurteilung möchtest. Du könntest auch anregen, dass der Arbeitgeber im Arbeitszeugnis auf bestimmte Schwerpunkte eingeht, die aus deiner Sicht besonders wichtig sind. Oder du fragst, ob er als Referenz zur Verfügung stehen würde.
Nach dem Austrittsgespräch: Tipps für einen gelungenen Abschied
Meist ist es kurz nach dem Exit-Gespräch so weit: Die Zeit für den Abschied von der Firma ist gekommen. Wer dabei gut in Erinnerung bleibt, kann bestenfalls weiterhin gute Beziehungen zu den bisherigen beruflichen Weggefährten im Unternehmen pflegen.
Entscheidend ist, sich respektvoll zu verabschieden. Ein ehrlicher Dank, ein wohlwollender Rückblick – so etwas zeugt von Wertschätzung und ist eine gute Möglichkeit, die gemeinsame Zeit zu würdigen. Selbst wenn nicht immer alles optimal gelaufen ist, profitieren von einer wertschätzenden Verabschiedung alle Beteiligten. Es lohnt sich, freundlich zu bleiben.
Nach dem Austritt aus dem Unternehmen ist es sinnvoll, das eigene berufliche Netzwerk aktiv zu pflegen. Falls noch nicht geschehen, vernetze dich mit Ex-Kolleginnen und früheren Chefs im Internet und rufe dich von Zeit zu Zeit in Erinnerung, um Beziehungen lebendig zu halten. Vielleicht läufst du dem ein oder anderen auf beruflichen Events oder sogar privat mal über den Weg – dann kann ein Smalltalk sehr nützlich sein, um die Beziehung zu pflegen.
In jedem Fall solltest du nicht negativ über den Arbeitgeber sprechen. Das erfahren deine Kontakte im Unternehmen womöglich – und es kann dazu führen, dass du dir Chancen verbaust. Noch dazu wirkt es auch gegenüber Dritten unprofessionell, wenn du über frühere Arbeitgeber „lästerst“. Behalte es also für dich, wenn du nicht gut auf deinen ehemaligen Arbeitgeber zu sprechen bist, oder wähle sehr gezielt, wem du dich vertrauensvoll mitteilst. Auch die Wortwahl ist entscheidend, wenn du anderen von Dingen berichtest, die nicht so gut gelaufen sind.
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